Gemeinsam mit der britischen NGO Who Targets Me wollen wir Licht auf die „Dark Ads“ auf Facebook werfen. Das sind Werbeanzeigen, die nur bestimmten Zielgruppen angezeigt werden und sonst unsichtbar sind. Aber dazu brauchen wir deine Hilfe.

Spätestens in den kommenden Tagen läuft der Wahlkampf bei den Parteien offiziell an. In den sozialen Medien aber läuft der Wahlkampf schon lange. Alle großen Parteien setzen in diesem Wahlkampf auf Facebook-Werbeanzeigen, die Feeds sind voll von den gesponserten Posts der Parteien und parteinahen Organisationen.

Was viele nicht wissen: Manche dieser Anzeigen sind keine „hervorgehobenen“ Posts, die man auch den Fanseiten der Parteien findet. Sie wurden ausschließlich für eine kleine Zielgruppe geschaffen und sind für einen Großteil der Wähler unsichtbar. So kann es sein, dass du und dein Arbeitskollege, ein Familienmitglied oder eine Person, die neben dir in der U-Bahn sitzt, zwar eine Anzeige von ein und derselben Partei sieht, die Botschaft aber eine unterschiedliche ist.

Denn der „Facebook Werbeanzeigenmanager“ ist ein Paradies für Zielgruppenmarketing. Neben hunderten demografischen Merkmalen wie Alter, Wohnort oder Bildungsgrad kann man auch ganz einfach Eigenheimbesitzer, Pendler oder frischgebackene Eltern erreichen.

„Mikrotargeting“ heißt diese Methode, die auch bei den US-Präsidentschaftswahlen und dem Brexit-Referendum eine bedeutende Rolle gespielt haben soll. Donald Trump gab Millionen aus, um die Stimmung in seine Richtung zu lenken. Auch aus dem Ausland kam Unterstützung: Anfang September gab Facebook bekannt, dass gefälschte Accounts aus Russland politische Anzeigen im Wert von 100.000 US-Dollar gebucht haben, um die US-Wahl zu beeinflussen.

Aus demokratischer Sicht ist diese Entwicklung bedenklich. Abseits der Öffentlichkeit können Parteien Lügen über ihre Gegner verbreiten oder verschiedenen Kleinstzielgruppen sich widersprechende politische Angebote machen.

Wir wollen wissen, welche Personen die Parteien mit welchen Botschaften ansprechen! Dazu kooperieren wir uns mit dem britischen Projekt Who Targets Me, die eine Browser-Erweiterung programmiert haben, welche diese gesponserten Posts protokolliert. Dazu brauchen wir eure Hilfe! Denn derzeit können nur die Empfänger einer Anzeige eruieren, warum diese angezeigt wird. Who Targets Me ist dann in der Lage herauszufinden, welche soziodemographischen Gruppen von welcher Partei mit welcher Botschaft angesprochen werden. Persönliche Daten speichern wir nicht.

Mit welchen Botschaften sich die Parteien an unterschiedliche Zielgruppen wenden und ob und wie Parteien „Dark Ads“ schalten, liest du in den kommenden Wochen auf Fakt ist Fakt.

So funktioniert’s

  1. Lade dir einfach die Browser-Erweiterung für Chrome auf der Website von Who Targets Me herunter. Ein Add-On für Firefox wird in wenigen Tagen verfügbar sein. Nachdem du die Erweiterung installiert hast, scheint oben rechts neben der Adressleiste ein neues Symbol auf. Gib deine Postleitzahl, dein Geschlecht und dein Alter an – diese Daten brauchen wir, um herausfinden zu können, wie Parteien Wähler nach diesen demographischen Angaben auswählen.
  2. Anschließend kannst du Who Targets Me per Facebook oder Twitter teilen – musst du aber nicht. Ab sofort speichert die Erweiterung jede politische Werbung, wenn du auf Facebook surfst. Sobald genug Daten vorhanden sind, kannst du dir deine persönliche Statistik mit einem erneutem Klick auf das Who Targets Me-Symbol anzeigen lassen.

Fragen und Antworten

Speichert die Browsererweiterung meine persönlichen Daten?

Nein, wir speichern weder deinen Facebook-Feed, noch deine IP-Adresse oder andere Daten, die auf dich rückführbar sind. Who Targets Me speichert nur die Informationen, die du selbst angegeben hast (Wohnort, Alter, Geschlecht) und die Werbeanzeigen, die du angezeigt bekommst.

Wirklich nicht?

Wirklich nicht. Du kannst dir sogar den Code auf GitHub ansehen.

Ist es nicht egal, wenn Parteien sich um ihre Zielgruppen kümmern?

Unserer Meinung nach sollen alle Aspekte des Wahlkampfes Teil der öffentlichen Diskussion sein. Bis jezt war das mit Plakaten, Zeitungsanzeieen und Konfrontationen problemlos möglich. Wir wollen aber auch ans Licht bringen, was Parteien ihren Wählern in den personalisierten Werbeanzeigen versprechen.

Gibt’s das auch für Deutschland?

Ja! Who Targets Me arbeitet für die Bundestagswahl mit Buzzfeed Deutschland und T-Online zusammen.

Wer ist Who Targets Me?

Who Targets Me ist ein von Bürgern geführtes parteiunabhängiges Non-Profit-Projekt, das 2017 während der britischen Unterhauswahlen von Sam Jeffers und Louis Knight-Webb in Großbritannien gegründet wurde. Mehr zu Who Targets Me gibt’s auf ihrer Website.

Wer ist Fakt ist Fakt?

Ein von drei Jungjournalisten gegründete Fact-Checking-Blog, der Politikeraussagen überprüft. Wie du siehst, machen wir aber gelegentlich auch anderes. Mehr zu uns hier.

Ich habe noch eine Frage!

Wir sind unter redaktion@faktistfakt.com oder über unsere Facebook-Seite für dich erreichbar.